Zum Thema: Soziale Verantwortung und Sicherheit • Hamburg, 15.06.2018

Omtanke - Lifestyle-Trend aus Skandinavien?

Ausdruck von Omtanke - Individuelle Förderung eines jeden Kindes, Foto: Grundschule in Stockholm, Ann-Sofi Rosenkvist/imagebank.sweden.se

Das dänische Hygge hat mit seiner Maxime von schlichtem, schönem Design, Lebensqualität und Genuss viele Westeuropäer dazu angeregt, über den eigenen Lebensstil nachzudenken. Das schwedische Lagom wiederum ruft auf zu Mäßigkeit, Bescheidenheit und Zufriedenheit mit dem was man hat, im Augenblick zu leben und nicht nach schneller, besser, weiter zu streben. Ist Omtanke ein weiterer Trend aus Skandinavien, der Westeuropa zu einer Neuausrichtung anregen kann?

In Skandinavien ist Omtanke ein Phänomen, das in der Gesellschaft tief verankert, vielleicht sogar Kern der kulturellen DNA ist. Wie für Hygge und Lagom gibt es hierfür keine direkte deutsche Entsprechung. Omtanke beschreibt das tiefe, innere Bedürfnis eines Menschen, dass es seinen Mitmenschen gut geht – und dass man dafür auch verantwortlich ist. Es geht also weiter als Rücksichtnahme, ist tiefer als Fürsorge.

Omtanke zieht sich durch alle gesellschaftlichen Bereiche: wie man einander gegenübertritt, miteinander kommuniziert, miteinander umgeht. Kein Wunder, dass Deutsche Skandinavier als offen, freundlich, einem zugewandt und hilfsbereit wahrnehmen.

Omtanke steuert aber auch politisches und gesellschaftliches Handeln, ist im Prinzip der Kerngedanke der skandinavischen Sozialstaaten. Wenn es jemandem schlechter geht oder jemand benachteiligt ist, sollte das (durch den Staat) ausgeglichen werden: egal ob jung oder alt, gehandicapt oder gesund, Frau oder Mann, schwedischer Herkunft oder mit Migrationshintergrund – die Schwächeren und Benachteiligten werden unterstützt.

Ein beeindruckendes Beispiel für die soziale Verantwortung, die dem Omtanke entspringt, ist die weitgehende Barrierefreiheit im öffentlichen Raum, die seit den 70-er und 80-Jahren in den nordischen Ländern konsequent umgesetzt wird und nicht nur zu Aufzügen in Bahnhöfen und barrierefreien Hygieneräumen führt: Menschen mit Handicap sollen den gleichen Zugang zu Allem haben, wie andere auch. So gibt es barrierefreien Zugang zu Naturschutzgebieten und Nationalparks sowie Rollstuhlrampen an (manchen) Badeplätzen.

Omtanke ist sicherlich auch eines der Erfolgsgeheimnisse im Bildungswesen. Auch wenn alle Kinder neun Jahre lang in eine gemeinsame Grundschule gehen, verpflichtet Omtanke zu angenehmer, kindgerechter Lernumgebung und persönlicher Zugewandtheit, aber auch zu individueller Ausrichtung der Lernziele und Förderung eines jeden Kindes, bei musikalischer, mathematischer, sportlicher oder auch allgemeiner Hochbegabung.

Omtanke setzt Maßstäbe in Sachen ethischer Produkte, Tierschutz und Tierwohl. So haben (deutsche) Unternehmen in Norwegen und Schweden schmerzhaft erfahren müssen, dass Kunden ihre Läden meiden, weil der Führungsstil als unethisch galt, Produkte unter nicht zumutbaren Umständen hergestellt worden waren beziehungsweise bekannt geworden war, dass Tiere in Mastbetrieben nicht tiergerecht behandelt und gehalten worden waren.

Es dürfte daher kaum verwundern, dass viele skandinavische Unternehmen in Sachen sozialer Verantwortung und Corporate Social Responsibility (CSR) als Vorreiter gelten und international Maßstäbe setzen – genauso wie beim Thema Sicherheit im Straßenverkehr und am Arbeitsplatz, ebenfalls eine Facette des Omtanke.

Auch wenn es selbstverständlich auch in Skandinavien in allen gesellschaftlichen Bereichen Missstände, Missbrauch und Optimierungsbedarf gibt: Omtanke macht das menschliche Miteinander angenehmer, gibt ein sicheres, geborgenes Lebensgefühl, steht für freundlichen Service und Hilfsbereitschaft und gibt jedem Individuum den Raum, den es braucht.

Vielleicht ist Omtanke ein weiterer Lifestyle-Trend, über den es sich lohnt nachzudenken und sein Leben daran auszurichten – auch in Deutschland. Aber: Omtanke fängt bei mir an. ICH habe das Bedürfnis, dass es dem anderen gut geht. Und ICH bin dafür auch verantwortlich.

Dieser Artikel wurde für dich von SveTys – Interkulturelles Management zusammengestellt

SveTys auf Skandinavien in Hamburg

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